Teufel, Krampusse und Perchten: Ursprung und Tradition in Tirol
Die Alpenregion Tirol ist bekannt für ihre atemberaubenden Landschaften, ihre herzliche Gastfreundschaft und – vor allem zur Vorweihnachtszeit – für ihre faszinierenden Bräuche. Einer der eindrucksvollsten ist das teuflische Treiben der Krampusse und Perchten, das tief in der Geschichte verwurzelt ist und bis heute Generationen in seinen Bann zieht.
Der Ursprung des Brauchs: Zwischen Religion und Aberglaube
Die Tradition des Krampuslaufs reicht Jahrhunderte zurück. Ursprünglich war der Krampus der wilde Begleiter des heiligen Nikolaus. In den Nikolausspielen der Gegenreformation diente er als erzieherische Figur, die die Menschen auf den “richtigen” Weg zurückführen sollte. Seine furchteinflößende Erscheinung war ein Mittel, um Gehorsam und Tugendhaftigkeit zu fördern.
Parallel dazu existiert die Sagengestalt der Perchta, deren Wurzeln bis ins Mittelalter und teilweise sogar in vorchristliche Zeiten zurückreichen. Perchtenläufe, wie sie in den Rauhnächten zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag stattfinden, hatten verschiedene Funktionen: Sie sollten böse Geister vertreiben, das Ende der dunklen Jahreszeit einläuten und den Menschen erlauben, für kurze Zeit aus gesellschaftlichen Zwängen auszubrechen.
Die Vermischung der Krampus- und Perchtenfiguren führte zu den beeindruckenden Bräuchen, die heute in Tirol und den umliegenden Regionen zu erleben sind.
Eine Vielfalt an Traditionen
Krampus, Klaubauf und Tuifl
Je nach Region tragen die Gestalten unterschiedliche Namen und Gewänder. Während die Krampusse im Zillertal auf schwere Glocken und eindrucksvolle Masken setzen, sind die „Klaubauf“ in Osttirol bekannt für ihr geräuschvolles Auftreten mit riesigen Masken. In Haiming im Tiroler Oberland prägen rote Hosen die Erscheinung der „Tuifl“ – eine Besonderheit, die ihren Ursprung in alten Lebkuchenverpackungen hat.
Perchtenläufe und Hexentanz
Im Tiroler Unterland treten die „Peaschtl“ auf, eine traditionsbewusste Form der Perchten, die auf ausgefallene Pyrotechnik und moderne Horror-Larven verzichten. Stattdessen ziehen sie mit handgeschnitzten Holzmasken und eindrucksvollen Trommelrhythmen von Haus zu Haus. Ein besonderes Highlight ist der Hexentanz, der bei jedem Lauf einen mystischen Höhepunkt bildet.
Zwischen Tradition und Moderne
Die Bräuche haben sich im Laufe der Zeit verändert. Moderne Einflüsse wie Elemente aus der Heavy-Metal-Szene oder Inspirationen aus Film und Fernsehen sorgen für Diskussionen unter den Gruppen. Einige, wie der traditionsbewusste „Peaschtl“, lehnen diese Neuerungen ab und betonen das Regionale. Andere, wie der „Seidä Pass“ aus Kramsach, sehen es als Chance, den Brauch weiterzuentwickeln und international bekannt zu machen.
Soziale Medien spielen dabei eine entscheidende Rolle. Videos von Krampus- und Perchtenläufen erreichen Millionen Menschen weltweit und wecken Interesse an diesem uralten Brauch. Für manche Gruppen, wie den „Seidä Pass“, führte das sogar zu ungewöhnlichen Einladungen, etwa zur Fashion Week in Paris.
Tradition hautnah erleben
Die Faszination für Krampusse und Perchten bleibt ungebrochen. Wer Tirol im Dezember besucht, sollte unbedingt einen der zahlreichen Läufe miterleben. Der Geruch von Rauch, das Echo der Glocken und die schaurig-schöne Atmosphäre sind ein unvergessliches Erlebnis. Gleichzeitig erinnern die Bräuche daran, wie wichtig es ist, Traditionen zu bewahren und sie gleichzeitig behutsam weiterzuentwickeln.
Ob Sie sich für die Geschichte der Krampusse interessieren oder einfach die beeindruckenden Masken und Kostüme bestaunen möchten – die Teufel, Krampusse und Perchten in Tirol sind ein einzigartiges Erlebnis, das tief in die Kultur der Alpen eintauchen lässt.
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